Kommassierungspläne im Natura 2000-Gebiet „March-Thaya Auen“ bedrohen Artenreichtum

2.500 Hektar Ackerland in Bernhardsthal sollen im Zuge des Z-Verfahrens für eine “moderne” Form der Bewirtschaftung zusammengelegt und neu geordnet werden. Mehr als die Hälfte davon liegt im Natura 2000 Gebiet „March-Thaya Auen“! Auch die vom Verfahren betroffenen Flächen außerhalb der Schutzgebietsgrenze sind von hoher Bedeutung für die Schutzgüter des Natura 2000-Gebietes.
Durch den hohen Brachenreichtum, der Kleinteiligkeit und dem steppenartigen Charakter der Landschaft weist die Berhardsthaler Ebene eine besonders hohe Dichte an hochgradig gefährdeten Greifvogelarten dieses Landschaftscharakters auf – regelmäßige Nahrungsgäste sind Seeadler, Kaiseradler, Rotmilan, Schwarzmilan, Rohrweihe und Kornweihe. Weitere durch die VS-Richtlinie geschützte und vom Vorhaben betroffene Vogelarten sind Weißstorch, Steppenweihe, Wiesenweihe, Adlerbussard, Merlin, Sakerfalke und Sumpfohreule. Auch die Großtrappe findet hier potentielles Verbreitungsgebiet. An FFH-Arten finden sich unter anderem die Kleine Hufeisennase, das Großes Mausohr, das Ziesel, der Steppeniltis, die Rotbauchunke im Gebiet; an FFH-Lebensräumen: Brenndoldenwiesen, Silbergras-Sandrasen und Pannonische Sandrasen.

Was konkret sind die Bedrohungen?
Durch eine Zusammenlegung vormals schmaler Feldstreifen geht die kulturlandschafliche Diversität verloren. Randbiotope wie Feldraine gehen massiv zurück und für eingestreute Brachflächen gibt es in der “rundum erneuerten” Landschaft keinen Platz mehr. Viele, um nicht zu sagen alle Arten der offenen Kulturlandschaft sind jedoch auf dieses kleinteilige Mosaik an unterschiedlichen Nutzungsformen angewiesen - sei es als Lebensraum oder als Nahrungshabitat.
Es besteht die Gefahr, dass die im Aubereich noch erhaltenen Sutten, Kopfweiden und Wiesen durch die Kommassierung verloren gehen. Es sind gerade dies Landschaftselemente und Lebensräume, welche in den letzten Jahrzehnten massiv zurückgegangen sind.
Im Zuge des Z-Verfahrens würden Bodenschutzanlagen ("Windschutzgürtel") angelegt werden, wo vorher keine waren. Was für manchen positiv klingt, ist jedoch in diesem Fall verkehrt. Kaiseradler und Seeadler bevorzugen gerade jene Bereiche in der Landschaft für ihre Nahrungssuche, welche durch das Fehlen von Windschutzgürteln eine weite Sicht erlauben.

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Foto: T. Zuna-Kratky

Bereits in den vergangenen drei Jahren kam es durch den Umstieg auf das neue ÖPUL 2007 zu einem deutlichen Verlust von Brachflächen in Niederösterreich. Gerade in der Gemeinde Bernhardsthal konnte jedoch dieser Rückgang an Ackerbrachen durch die intensive Betreuung von Seiten des Naturschutzes erfolgreich hintan gehalten werden. Diese Bemühungen würden nun zunichte gemacht werden.
Ein Verlust der Kleinteiligkeit der Agrarlandschaft und der Brachflächen würde mit einer weiteren Verschlechterung des Erhaltungzustandes von Kaiseradler, Seeadler & Co einhergehen.

Vertane Chancen
Besonders fatal ist zudem, dass die Belange der Wasserrahmenrichtlinie und des Hochwasserschutzes offensichtlich nicht berücksichtigt wurden. Moderne Flussrenaturierungsprojekte, wie beispielsweise im Lafnitztal zeigen, wie Flurverfahren genutzt werden können, um Flächen für Renaturierungsmaßnahmen zu gewinnen. Trotz des enormen Handlungsbedarfs an Thaya und Hamelbach, ist dies jedoch in diesem Fall nicht erfolgt. Leider eine vertane Chance für die Natur und den Menschen.

Fazit
Für ein Natura 2000-Gebiet ist eine alleinige Ausrichtung des Gebiets an den Erfordernissen der Bewirtschaftung nicht zeitgemäß und rechtlich fragwürdig. Aus Sicht des MARTHA-Forums ist ein derartiges Großprojekt in einem Natura 2000-Gebiet jedenfalls nicht genehmigungsfähig, mit einem dementsprechenden Ergebnis ist im Rahmen der erforderlichen Umweltverträglichkeitsprüfung zu rechnen.

The Morava-Dyje Platform

Das March-Thaya (MARTHA) Forum

ist eine Kooperationsplattform von WissenschafterInnen, Natur- und Umweltschutzorganisationen, die an March und Thaya aktiv sind. Unser Ziel ist es, eine nachhaltige Entwicklung in der Region voranzutreiben und aktuelle Bedrohungen von der einzigartigen Flusslandschaft im Herzen Europas abzuwenden.

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