Ein vegetationskundlicher Streifzug durch die March-Thaya-Auen

Im Folgenden wollen wir uns mit den wichtigsten Lebensräumen, seltenen Pflanzenarten und dem Naturschutz beschäftigen.
Lebensräume der March-Thaya-Auen

Etwas höhergelegene Standorte werden von Linden, Hainbuchen und Feldahorn dominiert.
Besonders schöne und naturnahe Wälder gibt es im WWF-Reservat Marchegg und im mährischen March-Thaya-Winkel (Soutok).
Die Wiesen an March und Thaya wurden vom Menschen durch die Mahd geschaffen. Die Wiesen sind sehr vielfältig, da es ein ausgeprägtes Relief gibt. Dieses Relief bedingt einen starken Feuchtigkeitsgradienten. Dieser Gradient ist die Ursache für die beeindruckende Artenvielfalt der Wiesen: So konnte ich auf einer eher kleinen Wiese im WWF-Reservat 98 verschiedene Arten bestimmen. In den feuchten Bereichen gibt es Brenndolden-Überschwemmungswiesen, auf den trockeneren Kuppen findet man hier und da extreme Sandtrockenrasen. Beispiele für schöne Brenndolden-Wiesen findet man in der Langen Luß. Besonders interessante Sandtrockenrasen gibt es im slowakischen Borova.
Sehr vielfältig sind auch die Röhrichte und Großseggensümpfe in den Verlandungsbereichen. Hier dominieren häufig Arten der Gattung Carex. Interessant sind freilich auch die verschiedenen Wasserpflanzengesellschaften. Neben Wasserschwebergesellschaften mit freischwimmenden Teichlinsen, gibt es auch die verschiedensten Ausprägungen der wurzelnden Laichkraut- und Seerosengesellschaften.
Neben diesen typischen Au-Lebensräumen gibt es auch bemerkenswerte Sonderstandorte wie zum Beispiel der Erlenbruchwald bei Marchegg (Nanni-Au) oder die Salzsteppe Baumgarten.
Bemerkenswert ist der große floristische Unterschied zu den nahegelegenen Donau-Auen.
In Niederösterreich ist die March ein pannonischer Tieflandfluß mit sauren Sanden, und die Donau ist ein Mittelgebirgsfluß mit carbonathaltigen Sedimenten.
Seltene Pflanzenarten

Das Silbergras (Corynephorus canescens) und die Grasnelke (Armeria elongata) kommen auf sandigen Wiesen vor. Diese beiden Arten haben einen interessanten nordeuropäisch-subatlantischen Verbreitungsschwerpunkt und sind bei uns selten geworden.
Die Wilde Weinrebe (Vitis vinifera ssp. sylvestris) ist eine stattliche Liane, die mitten im naturnahen Auwald wächst.
Als Beispiel für eine stark gefährdete Wasserpflanzenart sei hier die Wassernuss (Trapa natans) genannt.
Bedrohung und Naturschutz

Der größte Eingriff war wohl die Flussregulierung. Früher mäandrierte die March sehr stark und gestaltete das Ufer. Es entstanden ständig neue, offene Flächen, die von entsprechend angepassten Arten besiedelt wurden. Diese Dynamik ist nur mehr sehr selten gegeben, und Arten wie Eryngium planum sind vom Aussterben bedroht.
Die Aufgabe der Mahd ist ein weiterer Grund für den Artenschwund. Die Mahd der gelegentlich überfluteten Wiesen rentiert sich unter den heutigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht mehr. Die Aufgabe der Mahd bedroht nicht nur attraktive Wiesenpflanzen, sondern auch Wiesenbrüter wie den Wachtelkönig. Gegensteuern kann man durch gezielte Förderungen für Bauern, die ihre Wiesen pflegen, und durch Bewusstseinsarbeit.
Ganz aktuelle Bedrohungen stellen Bauprojekte dar: Die laufende Sanierung der Hochwasserschutzdämme sollte mit großer Sensibilität weitergeführt werden.
Aber auch in der Kulturlandschaft zeigt die lange Liste der bereits ausgestorbenen Arten, dass eine schleichende Verarmung der Vegetation statt findet. Verantwortlich dafür sind Entwässerungsmaßnahmen, intensive Grünland- und Ackerwirtschaft und die Zerstörung wichtiger Strukturen in der Landschaft.
ein Beitrag von Erik Pauer, Wien