Ein vegetationskundlicher Streifzug durch die March-Thaya-Auen

Bilder-KC-2007-308March und Thaya weisen im östlichen Niederösterreich den Charakter eines pannonischen Tieflandflusses auf. Die außergewöhnliche Artenvielfalt hat mehrere Gründe: einerseits sorgte der Fluss durch seine Dynamik für ein abwechslungsreiches Relief, das eine Vielzahl von Lebensraumtypen ermöglicht, andererseits schuf auch der Mensch durch seine Nutzung neue Vielfalt. Außerdem kommen hier sowohl mitteleuropäische als auch typisch pannonische Arten vor.
Im Folgenden wollen wir uns mit den wichtigsten Lebensräumen, seltenen Pflanzenarten und dem Naturschutz beschäftigen.

Lebensräume der March-Thaya-Auen
Das erste Grün beginnt zu sprießen...Das wichtigste natürliche Ökosystem stellt der Auwald dar. Flussnahe dominiert die weiche Au mit der Silberweide, die auch mit häufigen Überschwemmungen zurechtkommt. Auf trockeneren Standorten findet man die harte Au mit Quirlesche, Ulmen und Steileichen.
Etwas höhergelegene Standorte werden von Linden, Hainbuchen und Feldahorn dominiert.
Besonders schöne und naturnahe Wälder gibt es im WWF-Reservat Marchegg und im mährischen March-Thaya-Winkel (Soutok).

Die Wiesen an March und Thaya wurden vom Menschen durch die Mahd geschaffen. Die Wiesen sind sehr vielfältig, da es ein ausgeprägtes Relief gibt. Dieses Relief bedingt einen starken Feuchtigkeitsgradienten. Dieser Gradient ist die Ursache für die beeindruckende Artenvielfalt der Wiesen: So konnte ich auf einer eher kleinen Wiese im WWF-Reservat 98 verschiedene Arten bestimmen. In den feuchten Bereichen gibt es Brenndolden-Überschwemmungswiesen, auf den trockeneren Kuppen findet man hier und da extreme Sandtrockenrasen. Beispiele für schöne Brenndolden-Wiesen findet man in der Langen Luß. Besonders interessante Sandtrockenrasen gibt es im slowakischen Borova.

Sehr vielfältig sind auch die Röhrichte und Großseggensümpfe in den Verlandungsbereichen. Hier dominieren häufig Arten der Gattung Carex. Interessant sind freilich auch die verschiedenen Wasserpflanzengesellschaften. Neben Wasserschwebergesellschaften mit freischwimmenden Teichlinsen, gibt es auch die verschiedensten Ausprägungen der wurzelnden Laichkraut- und Seerosengesellschaften.

Neben diesen typischen Au-Lebensräumen gibt es auch bemerkenswerte Sonderstandorte wie zum Beispiel der Erlenbruchwald bei Marchegg (Nanni-Au) oder die Salzsteppe Baumgarten.
Bemerkenswert ist der große floristische Unterschied zu den nahegelegenen Donau-Auen.
In Niederösterreich ist die March ein pannonischer Tieflandfluß mit sauren Sanden, und die Donau ist ein Mittelgebirgsfluß mit carbonathaltigen Sedimenten.

Seltene Pflanzenarten
clematis_integrifolia3_marchegg06An March und Thaya kommen etliche hochgradig gefährdete Arten vor. Zwei davon – die Hügel-Nelke (Dianthus collinus) und der Flachblättrige Mannstreu (Eryngium planum) – kommen in Österreich nur mehr im Marchtal vor. Eryngium planum ist auf sandige, offene Uferwälle angewiesen. Wegen der Flussregulierung entstehen keine neuen offenen Flächen mehr, und die Standorte dieser Pflanze wachsen immer mehr zu. Eryngium planum ist in Österreich akut vom Aussterben bedroht.
Das Silbergras (Corynephorus canescens) und die Grasnelke (Armeria elongata) kommen auf sandigen Wiesen vor. Diese beiden Arten haben einen interessanten nordeuropäisch-subatlantischen Verbreitungsschwerpunkt und sind bei uns selten geworden.
Die Wilde Weinrebe (Vitis vinifera ssp. sylvestris) ist eine stattliche Liane, die mitten im naturnahen Auwald wächst.
Als Beispiel für eine stark gefährdete Wasserpflanzenart sei hier die Wassernuss (Trapa natans) genannt.

Bedrohung und Naturschutz
Eine Seltenheit: Rund um Bernhardsthal gibt es noch gewundene Feldwege, die das vertraute Landschaftsbild in der Region lange geprägt haben. Vielerorts sonst sind sie der immer intensiveren Landwirtschaft zum Opfer gefallen. Bzw. dem Irrglauben, Feldraine seien sozusagen nichts wert und breite, zugeschotterte Zubringerstraßen für Schotter-LKWs wären ein Fortschritt - das kann man leider derzeit im Raum Marchegg beobachten!  Obwohl die March-Thaya-Auen durch verschiedene Schutzkategorien zumindest auf dem Papier geschützt sind, droht dennoch der Biodiversität vielfältige Gefahr.
Der größte Eingriff war wohl die Flussregulierung. Früher mäandrierte die March sehr stark und gestaltete das Ufer. Es entstanden ständig neue, offene Flächen, die von entsprechend angepassten Arten besiedelt wurden. Diese Dynamik ist nur mehr sehr selten gegeben, und Arten wie Eryngium planum sind vom Aussterben bedroht.
Die Aufgabe der Mahd ist ein weiterer Grund für den Artenschwund. Die Mahd der gelegentlich überfluteten Wiesen rentiert sich unter den heutigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht mehr. Die Aufgabe der Mahd bedroht nicht nur attraktive Wiesenpflanzen, sondern auch Wiesenbrüter wie den Wachtelkönig. Gegensteuern kann man durch gezielte Förderungen für Bauern, die ihre Wiesen pflegen, und durch Bewusstseinsarbeit.
Ganz aktuelle Bedrohungen stellen Bauprojekte dar: Die laufende Sanierung der Hochwasserschutzdämme sollte mit großer Sensibilität weitergeführt werden.
Aber auch in der Kulturlandschaft zeigt die lange Liste der bereits ausgestorbenen Arten, dass eine schleichende Verarmung der Vegetation statt findet. Verantwortlich dafür sind Entwässerungsmaßnahmen, intensive Grünland- und Ackerwirtschaft und die Zerstörung wichtiger Strukturen in der Landschaft.

ein Beitrag von Erik Pauer, Wien

The Morava-Dyje Platform

Das March-Thaya (MARTHA) Forum

ist eine Kooperationsplattform von WissenschafterInnen, Natur- und Umweltschutzorganisationen, die an March und Thaya aktiv sind. Unser Ziel ist es, eine nachhaltige Entwicklung in der Region voranzutreiben und aktuelle Bedrohungen von der einzigartigen Flusslandschaft im Herzen Europas abzuwenden.

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M. Staufer

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