Vielfältige Bedrohungen für eine vielfältige Aulandschaft

biomasseLand- und Forstwirtschaft
Sind die Wiesen, wie wir sie heute kennen, nur mehr ein Relikt dessen, was es
einst an Wiesenlandschaft entlang von Thaya und March gab (Rückgang der Wiesenflächen zw. 1920 und 1990 um 80 Prozent), so ist auch dieser Rest weiter in Gefahr zu verschwinden. Durch das ÖPUL-Programm und durch die engagierte Arbeit des Distelvereins konnte dieser negative Trend gebremst werden.
Doch in den vergangenen Jahren war die Entwicklung keine Erfreuliche für den Naturschutz. Zum einen kam es durch den Umstieg auf das neue ÖPUL 2007 zu einem deutlichen Verlust von Brachflächen da auch die Biomassenutzung auf diesen Flächen für viele Landwirte eine lukrative Alternative geworden ist. Zum anderen konnte der Distelverein seine Arbeit nicht mehr fortführen, sodass es nun eine wichtige Institution vor Ort nicht mehr gibt, welche die Landwirte entsprechend informiert und betreut.
Wertvolle Altholzbestände, wie sie derzeit noch insbesondere im Soutok/CZ aber auch auf österreichischer Seite zu finden sind, sind durch eine intensive forstliche Nutzung gefährdet. Damit verlieren auch seltene Greifvögel, wie Kaiseradler, Rot- und Schwarzmilan aber auch Weiß- und Schwarzstorch alte Baumbestände für ihre großen Horste.

LKWsAutobahnen und Brücken
Die Landschaft des südlichen Marchfelds und die südlichen March-Auen drohen durch die geplante Marchfeldautobahn S8 regelrecht zerschnitten zu werden. Ein derartiges Straßenprojekt würde nicht nur das Landschaftsbild des südlichen Marchfelds stark beeinflussen, auch der hohe Flächenverbrauch und folglich geplante Betriebsansiedlungen würden den landschaftlichen Charakter der Region und die Naturräume massiv beinträchtigen. Lebensräume würden fragmentiert und Widtierkorridore unterbrochen werden.
Die S8 ist Bestandteil eines doppelt ausgelegten Systems von Transit-Autobahnverbindungen, zu denen ihre slowakische Fortsetzung D4 die S1 (Außenringautobahn) und eine hochrangige Straßenbrücke über die March bei Marchegg zählt.

380 kV „Stupava-Leitung“
Die Pläne zum Bau einer 380-Kilovolt Höchstspannungsfreileitung zwischen Österreich und der Slowakei (mögliche Varianten) sind wieder aktuell. Bei Querung eines derartig hochrangigen Vogelschutzgebietes normal zur Vogelzugrichtung mit Masthöhen über 45 Metern ist die Bedrohung evident.

dammHochwasserschutzmaßnahmen
Seit den Hochwässern 1997 und 2006 wird intensiv an der Erneuerung des Hochwasserschutzes an March und Thaya gearbeitet. Mit der Gesetzesnovelle des Landes Niederösterreichs 2007 wurden Sanierungen von Hochwasserschutzdämmen von einer Prüfung auf Naturverträglichkeit ausgenommen, was bedeutet, dass etwa Dammerhöhungen, Dammversetzungen und Rodungen derzeit von der Naturschutzbehörde weder begutachtet, noch durch Ausgleichsmaßnahmen naturverträglich gestaltet werden können. Und das, obwohl im Natura 2000-Gebiet March-Thaya Auen nach FFH-Richtlinie eine Prüfung auf erhebliche Beeinträchtigung der Schutzgüter und Lebensräume zu erfolgen hat.
Für die Sanierung des Marchfeldschutzdamms im Abschnitt Russbachmündung-Schlosshof an der unteren March liegt weder ein UVP-Feststellungsbescheid vor, noch läuft ein UVP-Verfahren. Dieses wäre aber nach dem UVP-Gesetz erforderlich gewesen, da luftseitig des Damms auch eine Drainage samt Pumpschleusen installiert wurde, die bei Inbetriebnahme eine Fläche von 300-400 ha drainagieren würde. Die davon betroffene Fläche ist bei austretendem Grundwasser der zweitbedeutendste Rastplatz für Zugvögel an der March und würde durch eine Entwässerung verloren gehen. Aber auch Amphibien verlieren mit dem Rückgang zeitweilig im Frühjahr gefluteter Ackersutten wichtige Reproduktionsflächen.

Z-Verfahren Bernhardsthal
Durch den hohen Brachenreichtum und der Verschiedenartigkeit dieser Flächen, der Kleinteiligkeit mancher Fluren und dem Offenlandcharakter der Landschaft weist die Berhardsthaler Ebene eine besonders hohe Dichte an hochgradig gefährdeten Greifvogelarten auf. Diese nutzen das gegenwärtig noch störungsarme Gebiet insbesondere als Nahrungs- und Rückzugsraum, vereinzelt auch als Brutraum.
Durch das geplante Flurzusammenlegungsverfahren in der Gemeinde Bernhardsthal ist diese besondere Kulturlandschaft gefährdet. Mehr als die Hälfte der von der Planung betroffenen Fläche liegt im Natura 2000-Gebiet March-Thaya Auen!

Kuehlteich-PlanierarbeitenKühlteich Zuckerfabrik Hohenau
Das künstliche Stillgewässer in Hohenau war ein „Hot Spot“ für den Vogelschutz.
Zahlreiche Wasservögel und Limikolen nutzten den Kühlteich als Rastplatz auf ihrem Zug, als Winterrastplatz und als Brutplatz. Nach Schließung der Zuckerfabrik 2006 konnte trotz Gesprächen mit dem Land NÖ und dem Lebensministerium keine Finanzierung für ein Vogelschutzgerechtes Management aufgestellt werden. Inwieweit die nunmehrige Lösung in Form eines „ökologisch“ bewirtschafteten Fischteichs mit Brutinseln den Anforderungen der einst hier heimischen Vogelarten entspricht, wird sich zeigen.

Staustufen an der Donau (Hainburg und Wolfsthal)

Die Errichtung der Kraftwerke Hainburg und/oder Wolfsthal würde die Auensysteme östlich von Wien unwiederbringlich zerstören. Sie hätten zudem einen äußerst negativen Einfluss auf die Marchauen: Ein KW Wolfsthal würde die March bis Angern rückstauen.

dsc07236Gewerbeparks
Gewerbeparks wie der Wirtschaftspark Marchegg können nur dann von Vorteil für die Region sein, wenn sie in ein Regionalentwicklungskonzept eingebunden sind. Ungeigneterweise wird dieser noch immer nicht „besiedelte“ Wirtschaftspark als Rechtfertigung für die zusätzliche grenzüberschreitende Marchfeldautobahn S8 hergenommen. Es erweckt den Anschein, dass Standortfragen mehr von lokalpolitischer Einflussnahme gelenkt werden, als von Sachargumenten.


Wurden Anfang der 1980er noch Pläne für einen Nationalpark Donau-March-Thaya Auen geschmiedet, so ist der landschaftliche und hohe Natur- und Erholungswert der bedeutendsten Flusslandschaft Österreichs für die Landespolitik offenbar zur Nebensache geworden.
Bei Realisierung der oben beschriebenen Pläne wären die March-Thaya Auen und somit ein einmaliges Naturerbe in Österreich unwiederbringlich zerstört.
Das MARTHA-Forum bündelt deshalb seine Kräfte und setzt sich für die Erhaltung der vielfältigen Flusslandschaft entlang von March und Thaya und für eine nachhaltige Entwicklung in der Region ein.


Ein Beitrag von Wolfgang Rehm, Margit Gross, Hans-Martin Berg und Bernadette Strohmaier

The Morava-Dyje Platform

Das March-Thaya (MARTHA) Forum

ist eine Kooperationsplattform von WissenschafterInnen, Natur- und Umweltschutzorganisationen, die an March und Thaya aktiv sind. Unser Ziel ist es, eine nachhaltige Entwicklung in der Region voranzutreiben und aktuelle Bedrohungen von der einzigartigen Flusslandschaft im Herzen Europas abzuwenden.

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