Frühjahrshochwasser bringt Leben in die Au

hochwasserlussEin zweijähriges Hochwasser an der March mag für langjährige GebietskennerInnen noch nicht das höchste der Gefühle sein, aber ganz schlecht ist es auch nicht und ein Kontrast zum WWF-Büroalltag in der Ottakringerstrasse allemal. Aus diesen und anderen Gründen hat es uns am Freitag den 12. März 2009 an die Untere March verschlagen, sprich an die Lange Luss, in den March-Donauwinkel und an den Breitensee. Trotz grauem Gewölk, eisigen Regenschauern und vor allem brausendem Sturm war der kurze Ausflug ein voller Erfolg, vor allem was die landschaftlichen Eindrücke und die vogelkundlichen Beobachtungen betrifft.

Die Lange Luss präsentierte sich als buntes Mosaik aus Wasserflächen, Wintersaatfeldern und Kukuruzstoppeläckern mit hunderten Lachmöwen und mindestens ebenso vielen Staren, gezählten 800 Kiebitzen, einer Handvoll Kampfläufermännchen, zwei Kornweihen, gemischten Krick- und Knäkententrupps, einer Gruppe von 15 Graugänsen und einem überfliegenden Trupp von ca. 50 Saatgänsen, sowie zwei Seeadlern (einer im 3., der andere im 4. Kleid). Absolutes highlight war jedoch eine spektakuläre Ansammlung von mindestens 85 Spießenten. Die Spießenten (überwiegend Paare mit einem leichten Männchen-Überhang) hielten sich im unteren, dammnahen Teil des Gebiets auf und waren auf mehrere, kleinere Trupps verteilt, die sich bei Störungen durch die Seeadler zu größeren, wild umher fliegenden Verbänden zusammenschlossen. Wirklich in Gefahr waren die Enten allerdings kaum, denn die Adler verbrachten die meiste Zeit in einer dürren Weide sitzend, wo sie Sturmböen, Graupelschauern und einer lästigen Korona von 15 Nebelkrähen mit äußerstem Gleichmut und bemerkenswerten Balancekünsten trotzten.

Vergleichsweise ruhig und erstaunlich trocken war es dagegen im March-Donauwinkel. Die Blumengangsenke stellte sich als mauslochreiche, nicht einmal feuchte Wiese dar, ein offenbar vielbegangener Rothirschwechsel zeichnete die letzten hundert Meter des Alpen-Karpatenkorridors nach und ein einsamer Silberreiher machte vorm grauen Wald des Thebener Kogels auch in der Luft einen überaus malerischen Eindruck. Ein wenig ernüchternd waren hier allerdings die ausgedehnten, offenbar zum ersten Mal beernteten Pappel-Kurzumtriebsflächen. Der auffällig moosbedeckte, ansonsten aber kahle Boden zwischen den Stöcken strafte die auskunftfreudige Raiffeisentafel Lügen, der zufolge diese Anbauform nur „wenig Dünger und Pflanzenschutzmittel“ erfordert.

Erfreulicheres dann auf der Rückfahrt, zwischen Markthof und Schlosshof. In der Obstbaumallee an der Straße belegt ein Raubwürger, dass der Winter noch nicht ganz vorbei ist (was angesichts des Wetters eh´ niemand behaupten will). Der Sturm bläst den schwarzweißen Vogel wie einen zerrupften Federball hoch über unser Autodach und die Obstbaumkronen. Seine volle Macht entfaltet der Nordwind aber erst, als wir eine halbe Stunde später auf dem Damm beim Breitensee stehen. Über die riesige graue Wasserfläche fegen beachtliche Wellen mit weissen Schaumkronen, der Himmel im Norden ist dunkelblau, die Aubäume am Horizont graugelb. Im spärlichen Windschatten zwischen den Weidenbüschen drücken sich in Ufernähe allerlei Schwimmvögel herum: 7 Pfeifentenpaare und mindestens 3 Schnatterentenpaare, dazu einige Stockenten und ein Grauganspaar, das auf einem im Wasser liegenden Baumstamm steht. Uns bläst es die Zipfelmütze vom Kopf und die Pappeln knacken bedenklich mit den Ästen. Weit draußen auf der freien Wasserfläche treibt etwas, das zunächst wie ein dunkler Teppich erscheint. Das Spektiv zeigt: es sind Tauchenten, und zwar ein dicht gepackter Trupp von 250 Tafel- und ungefähr 30 Reiherenten. Wieder einmal zeigt die Wasserwelt der March-Thaya Auen, was sie kann. Nationalparkwürdig? Keine Frage!

Ein Beitrag von Bernhard Kohler

The Morava-Dyje Platform

Das March-Thaya (MARTHA) Forum

ist eine Kooperationsplattform von WissenschafterInnen, Natur- und Umweltschutzorganisationen, die an March und Thaya aktiv sind. Unser Ziel ist es, eine nachhaltige Entwicklung in der Region voranzutreiben und aktuelle Bedrohungen von der einzigartigen Flusslandschaft im Herzen Europas abzuwenden.

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